Man kann es sozialpsychologisch sehen.
Man kann es als Raum der Gottberührung sehen.
Es ist eine Frage der Welt-Anschauung.
Zweifelsohne liegen sie beide nahe beieinander.
Eine Deutung aus der Möglichkeit Gottes.
1. Tag
Am Montagnachmittag habe ich mich auf den Oranienplatz gesetzt. Ich kenne mich schon etwas aus – sowohl im Haus an der Naunynstraße, aber auch in der Struktur der Exerzitien auf der Straße. Mit fast suchendem Blick nehme ich wahr, was in meiner Nähe geschieht.
Die Bänke auf dem Oranienplatz sind recht eng einander in der Mitte des Platzes gegenüber aufgestellt. Ich setzte mich auf eine Bank. Schräg gegenüber sitzt eine Mutter, liest in aller Gelassenheit ein Buch. Vor sich ein kleines Mädchen, schwer behindert, in einem Rollstuhl. Sie bewegt sich unkontrolliert (wenigstens nach meinem Augenschein), sabbelt etwas, schaut intensiv in das nicht Festmachbare.
Ich schaue zu den Menschen mir gegenüber. Ich überlege, ob ich fragen soll, ob ich mich neben sie setzen darf. Meine ‚innere Stimme‘ – ich nenne sie im Laufe der Exerzitien meinen ‚Ruf‘ – sagt mir, ich möge mich bitte zurückhalten. Etwas später kommt der Vater des Kindes und noch ein Geschwisterkind dazu. Er trinkt seine Flasche Bier, die Frau liest, der Geschwisterjunge fährt mit seinem Fahrrad um das Geschehen herum. Alles mit einer selbstverständlichen Normalität. Ich schaute hin. Ich lächelte hinüber, was sie dort -zumindest für mich nicht erkenntlich – nicht weiter wahrnehmen.
Mein ‚Ruf’ sagt mir, dass das nicht mein Eingang in die Exerzitien auf der Straße ist. Es geht nicht um ‚Trophäen‘, die später erzählerisch vorweisbar sind.
Auf dem Rad des Rollstuhls steht – geziert mit einem Motiv aus dem Kleinen Prinzen: Pauline.
Pauline ist nicht der Anfang meiner Exerzitien. Insoweit schon, als sie mich lehrt, dass ich das, was es zu begegnen gibt, nicht kalkuliere.
„Exerzitienbericht von Matthias Schnegg mit Zeichnungen“ weiterlesen