Synodale auf der Straße

Sieben Synodale gingen vor Beginn der Synodalversammlung in Frankfurt (Main) für ein paar Stunden auf die Straße. Die Begleiterin Maria Jans-Wenstrum berichtet.

Siegfried Kleymann – Geistlicher Begleiter des Synodalen Wegs und im Kreis der Begleitenden von Exerzitien auf der Straße – hatte mich gebeten, diese Straßenzeit vor Beginn der Beratungen des Synodalen Weges in Frankfurt mit ihm zu begleiten.
Da ich ohnehin vorhatte, ein bisschen davon zu erzählen, nehme ich den Ball gleich jetzt auf – während der Pause im Livestream der Beratungen des Synodalen Weges, den ich gerade verfolge.

Für mich war der Donnerstagvormittag sehr bewegend und ich bin froh um diesen Kurztrip nach Frankfurt. Sieben Synodale hatten sich auf die Einladung eingelassen, vor Beginn der Beratungen Gottes Geistkraft auf den Frankfurter Straßen nachzuspüren. Für sie war es ein willkommener, ja herbeigesehnter Freiraum zwischen den intensiven Vorbereitungen und der intensiven Beratung in der Synodalversammlung selbst. Das Wort vom „Weg“ ganz konkret in die Füße zu bekommen, sich auf Neues, Ungewohntes einzulassen waren weitere Impulse, die die Teilnehmenden angeschoben haben.

Wir trafen uns um 10 Uhr in einer Sitzecke der großen Eingangshalle des Congress Centers, wo viel vorbereitende Bewegung verschiedenster Art schon die Atmosphäre prägte. Die meisten waren schon am Vorabend angekommen und dadurch ganz gut da. Nach einer kurzen Einstiegsrunde habe ich die Teilnehmenden zu einem bewussten Schritt ins Nichtwissen eingeladen und Jesu Weisungen bei der Jünger-Aussendung in Erinnerung gerufen. Danach hatten sie zwei Stunden Zeit für ihre eigenen Wege.

Um 12.15 Uhr trafen wir uns wieder (im Congress Center haben alle Räume Namen und uns wurde der Raum „Tempo“ zugewiesen…) und jede:r teilte etwas von seinen:ihren Erfahrungen der Zeit auf der Straße. Ich gebe zu, dass ich oft skeptisch bin bei solchen sehr kurzen Kurz-Straßenexerzitien. Aber vorgestern bin ich da wirklich eines Besseren belehrt worden, als ich erlebte, mit welcher offenen Bereitschaft und geistlichen Wachheit alle (!) sich eingelassen hatten und dann ganz verschiedene Wege hatten führen lassen. Eine hatte an einer belebten Fußgängerampel die völlig verschiedenen Menschen wahrgenommen und dann wie im Kontrast im Garten eines „Tibet-Hauses“ eine Erfahrung inneren Friedens machen können. Einem anderen hatte ein etwas wirrer „Straßen-Prophet“ zugerufen: „Sieh dir die Menschen an!“ Eine andere fand sich plötzlich in einem Park mit Interesse schauend, was in den Mülleimern lag, und widerstand dabei der Versuchung, sich von den Blicken derer drumrum davon abhalten zu lassen. Einer kamen vor einer Einrichtung der Aidshilfe unerwartet die Tränen. Und wieder eine andere entdeckte eine scheinbar weit geöffnete Kirche, die sich im Näherkommen als zu einem Bürohaus umgebaut entpuppte, bei dem in die offenen Holztüren eine geschlossene Glaswand eingebaut war. Und noch Manches mehr.

Bereitwillig gaben die Teilnehmenden Anteil an dem, was sie bewegt hatte. Und immer waren Bezüge zu der bald beginnenden Versammlung, in der es ja um die Zukunft der deutschen Kirche geht, ausgesprochen oder unausgesprochen deutlich da. Schließlich verabschiedeten wir uns mit einem Segen für die kommende Zeit.

Für mich selbst war die Begleitung dieser Straßenzeit an diesem Ort auch ein Eintauchen in die Bewegung des Synodalen Weges, den ich daraufhin in diesen vergangenen beiden Tagen ziemlich intensiv mitgegangen bin. Dadurch habe ich auch die enttäuschende Nicht-Annahme des Grundlagentextes des Forums „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ durch die Bischöfeam Donnerstagabend sehr direkt und sehr emotional miterlebt und ringe noch darum, was das für mich bedeuten soll. Einige von den Menschen, die ich am Vormittag geradezu glühend in ihrem Engagement und in ihrer Hoffnung für diese Kirche erlebt hatte, sah ich nun am Bildschirm kreidebleich und den Tränen nahe. Auch diese sehr persönliche Seite war mir schwer auszuhalten…

Am Ende meines kleinen Berichtes hier soll aber die Hoffnung und Ermutigung stehen, die in mir da sind im Blick auf so viele Menschen, die dieser Kirche noch eine Chance geben und mit all ihren Kräften um sie ringen.