VIELFALT #3: Gewaltfreie Kommunikation

Aus der Impulsreihe für Begleiter*innen von Straßenexerzitien von Nadine Sylla, Josef Freise, Maria Jans-Wenstrup, Dorothee Steiof und Elisabeth Kämmerling

Marshall Rosenberg (1934-2015) war ein amerikanischer Psychologe, der mit der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) die Verbindung zwischen Menschen stärken wollte, ein Mitschwingen mit dem Gegenüber – fernab von der in unserer Sozialisation erlernten Unart, Menschen und ihr Verhalten zu bewerten, zu kategorisieren oder gar mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen zu belegen. Um gewaltfrei kommunizieren zu können, bedarf es der Selbstwahrnehmung mit dem Ziel eines Ruhens in sich selbst. Wenn ich spüre, dass ich gerade nicht in mir ruhe, geht es darum, genau diese Unruhe in mir wahrzunehmen – und anzunehmen! Wenn ich meine Gefühle und Bedürfnisse spüre und ebenfalls annehme, ist das eine gute Voraussetzung dafür, dass ich – auch als Begleiter*in in Straßenexerzitien – von mir absehen und im Gespräch ganz beim Gegenüber und bei der Gruppe sein kann. Mein Gegenüber ist eine Person, die für mich geheimnisvoll bleibt und eine Würde hat – in jeder Person spiegelt sich die absolute, göttliche Transzendenz wider.

Eine große Bedeutung in der Gewaltfreien Kommunikation kommt dem aufmerksamen Zuhören zu. Es geht darum, ganz beim Gegenüber zu sein und die eigenen Gedanken und Gefühle zurückzustellen. Fragen an mein Gegenüber sollen ehrlich offene Fragen und sensible Fragen sein, die Bewertungen und erst recht ein Bloßstellen und ein Etikettieren vermeiden.

Anstelle eines Ausfragens ist es gut, offene Fragen zu stellen („Mich interessiert, was Dir wichtig ist im Leben. Was möchtest Du erzählen?“). Es liegt dann an meinem Gegenüber, was er/sie mitteilen will.

Empathische gewaltfreie Kommunikation kennt verschiedene Methoden, ist in erster Linie aber eine Haltung. Sie erfordert Achtsamkeit, inneres Gewahrsein und ein Freisein von emotionalen Blockaden.

Wenn ich von einer inneren Unruhe getrieben mit mir selbst beschäftigt bin, kann ich innerlich nicht bei meinem Gegenüber sein. Achtsamkeit führt zu Empathie und auch zu Authentizität. Wenn ich im Gespräch Äußerungen, Einstellungen oder Verhaltensweisen bei Gesprächspartner*innen wahrnehme, die verletzen, diskriminieren und das Leben beeinträchtigen, kann ich meine Irritation, mein Gefühl, mein Bedürfnis dazu ehrlich benennen. Liebevolle Zugewandtheit und Ehrlichkeit mit sich selber und mit Gesprächspartner*innen sind die Basis von Kommunikation.

Wer mehr über die Gewaltfreie Kommunikation erfahren will, findet im Internet ausführliche Erläuterungen, auch Videos mit Marshall Rosenberg selber. Sehr hilfreich ist es, irgendwann mal an Gesprächskursen zur Gewaltfreien Kommunikation teilzunehmen. Die Kurse geben Hilfen – üben kann ich dann mein Leben lang.

Hier kommen noch einige Links:

Infoportal Gewaltfreie Kommunikation mit Trainer*innen und Seminaren: https://www.gfk-info.de; Eine Sendung des Deutschlandfunks: https://www.deutschlandfunkkultur.de/lange-nacht-ueber-gewaltfreie-kommunikation-eine-sprache.1024.de.html?dram:article_id=385322 Video mit Marshall Rosenberg auf youtube: https://www.youtube.com/watch?v=1cskKfGxurM Artikel zur Gewaltfreien Kommunikation als Ansatz gegen Vorurteile und Diskriminierung: https://www.paxchristi.de/artikel/view/5216505297895424/Gewaltfreie%20Kommunikation