Am 22.08.2015 interviewte Susanne Memarnia von der taz Christian Herwartz über die WG in der Naunynstraße, in der er lebte. Das Interview kann man hier nachlesen.
Brücke sein: Vom Arbeiterpriester zum Bruder
Herwartz, Christian & Wollowski, Susanne (2013) Brücke sein: Vom Arbeiterpriester zum Bruder. Mit einem Vorwort von Klaus Mertes, edition steinrich, Berlin
12 x 19 cm, 192 Seiten, gebunden
€ [D] 17,90 € [A] 18,40
ISBN 978-3-942085-31-1
Aus dem Klappentext: „Brücke sein: Vom Arbeiterpriester zum Bruder“ weiterlesen
Straßenexerzitien: Das große Interview mit Christian Herwartz auf bibel.tv
Lesung „Im Alltag der Straße Gottes Spuren suchen“
Jesuitenpater Christian Herwartz lebt seit über 35 Jahren in einer offenen Wohngemeinschaft in Kreuzberg, hat jahrzehntelang als Arbeiterpriester gearbeitet und ist überzeugt, dass Spiritualität und gesellschaftliches Engagement zusammengehören. Im Buch „Im Alltag der Straße Gottes Spuren suchen“ beschreiben er und andere Autoren ihre Erfahrungen bei Exerzitien auf der Straße. Eintritt frei – Spenden für die Arbeit des KDFB erbeten.
Das Heilige auf der Straße
Ein Porträt von Philipp Gessler zum 73. Geburtstag von Christian Herwartz (taz, 16. April 2016)
Auf seinem Unterarm prangt ein Tattoo: Moses brennender Dornbusch. Für Christian Herwartz steht er dafür, sich ungeschützt auf Fremdes einzulassen. Das praktizierte der Jesuit über Jahre
Ist das etwa der liebe Gott? Jedenfalls sieht der Obdachlose so aus – lange weiße Haare, Vollbart, wallendes Hemd und eine weite Hose. Etwas irritierend ist der zackige Spiegel, der an einer Schnur um seinen Hals baumelt, die nackten Füße stecken in Badeschlappen. Er drückt auf die Klingel der „WG Herwartz“ am Eingang des Hauses Naunynstraße 60, gleich neben der Kneipe Der Trinkteufel in Berlin-Kreuzberg. Die Tür öffnet sich, ohne Nachfrage. Im dritten Stock steht die Wohnungstür auf, verschiedene, meist nicht mehr ganz junge Menschen, tragen Tassen und Teller in das WG-Wohnzimmer. Es ist Samstagmorgen, und wie immer samstags zwischen halb zehn und halb zwölf, ist jeder, der mag, zu einem offenen Frühstück eingeladen. An der langen Holztafel, an der etwa 15 Leute sitzen, ist noch ein Platz frei, neben Christian Herwartz. Der liebe Gott neben dem Heiligen von Kreuzberg.
Dass Herwartz ein Heiliger von heute sein könnte, das hat Pater Klaus Mertes mal angedeutet, ebenfalls ein mutiger Jesuit, der als Rektor des Canisius-Kollegs vor sechs Jahren den Missbrauchsskandal in seinem Gymnasium aufdeckte – und damit die katholische Kirche im Innersten erschütterte. Aber was ist schon heilig?
Klaus Hofmeister im Gespräch mit Christian Herwartz
Klaus Hofmeister, geb. 1960, Studium der Katholischen Theologie in München und Tübingen, Redakteur für Kirche und Religion im Hessischen Rundfunk, im Gespräch mit Christian Herwartz. Es geht um die Begegnung mit Gott in Straßenexerzitien, das Leben in seiner WG in der Berlin-Kreuzberg, die Mahnwachen vor dem Abschiebegefängnis.
Pater Herwartz, Exerzitien, das sind Besinnungstage, die Menschen einlegen, um ihre Beziehung zu Gott zu intensivieren, um Zeit für das Gebet zu haben oder einfach mal der Seele mehr Raum zu geben. Dazu geht man normalerweise an einen ruhigen Ort und, wie man sagt, nach innen. Sie gehen bei diesen Exerzitien auf die Straße. Wie muss ich mir das konkret vorstellen?
Wir tun im Grunde dasselbe wie die, die zu Exerzitien in ein Kloster gehen. Denn Exerzitien heißt nur „üben“, Wir üben Aufmerksamkeit. Dafür gibt es Hilfsmittel. Die Stille ist eines davon. Aber die Stille ist nicht das Zentrale. In den Exerzitien gilt es auszusteigen aus einem Alltag, in dem ich gewohnt bin, immer gleich zu urteilen. Es geht darum, aus unserem dauernden Urteilen auszusteigen und in die Wahrnehmung zu kommen. Es ist nämlich gar nicht einfach, in dieses Jetzt zu kommen. Die Chance ist, auch in der Stadt, in die Aufmerksamkeit für das das Jetzt zu kommen. Das sind Exerzitien auf der Straße. „Klaus Hofmeister im Gespräch mit Christian Herwartz“ weiterlesen