Papst Franziskus hat an diesem Dreikönigstag seine erste Videobotschaft zum Heiligen Jahr veröffentlicht. Im Januar geht es beim Gebetsanliegen um den interreligiöser Dialog. Für Papst Franziskus kein unbedeutendes Thema.
„Ich setze mein Vertrauen in Buddha“ – „Ich glaube an Gott“ – „Ich glaube an Jesus Christus“ – „Ich glaube an Gott, Allah“. Das erste Video von Papst Franziskus ist nun online und sein Motto für den Januar ist der interreligiöse Dialog. Ein Rabbiner, eine Buddhistin, ein Priester und eine islamische Führungsperson stehen in dem Video stellvertretend für alle Menschen auf dieser Welt, erklärt Franziskus gut beleuchtet an seinem Schreibtisch. „Der größte Teil der Erdbevölkerung bezeichnet sich als gläubig. Diese Tatsache sollte zu einem Dialog zwischen den Religionen ermuntern. Wir dürfen nicht aufhören, dafür zu beten, und mit denen zusammenzuarbeiten, die anders denken.“
Auch wenn viele anders fühlten, anders denken würden, suchen und finden alle Gott auf unterschiedliche Weise. „In dieser Vielfalt, in dieser Auffächerung der Religionen gibt es eine einzige Gewissheit, an der wir für alle festhalten: wir alle sind Kinder Gottes.“ Und aus diesem Grund ist das Gebetsanliegen für Papst Franziskus im Januar „der aufrichtige Dialog zwischen Männern und Frauen der verschiedenen Religionen“. Er solle Gerechtigkeit und Frieden bringen, so Franziskus.
Dialog als Brücke
Der interreligiöse Dialog zieht sich durch sein Pontifikat wie ein roter Faden. Bereits bei seiner ersten Audienz mit dem diplomatischen Corps des Vatikan ging er auf die Bedeutung des Dialogs ein und seines Titels. „Einer der Titel des Bischofs von Rom ist Pontifex, das heißt Brückenbauer – Brücken zu Gott und zwischen den Menschen. Ich wünsche mir wirklich, dass der Dialog zwischen uns dazu beiträgt, Brücken zwischen allen Menschen zu bauen, so dass jeder im anderen nicht einen Feind, einen Konkurrenten sieht, sondern einen Bruder, den er annehmen und umarmen soll!“ (Antritt Dipl 22.3.13) Um Brücken zu anderen Menschen zu bauen, brauche es die Religionen und die Verbindung zu Gott, führt Franziskus weiter aus. Deswegen müsse der Dialog zwischen den Religionen und insbesondere zum Islam verstärkt werden.
Interreligiöses Treffen am Ground Zero – Machtvolles Zeichen
Der Dialog mit dem Islam ist gerade in jüngster Vergangenheit immer mehr von Bedeutung geworden. Seit den Anschlägen auf das World Trade Center im Namen von Allah folgten viele weitere Terroranschläge, die sich auf den Islam berufen. Seit dem ist Ground Zero, wie die Stelle, an der die Twin Towers standen, ein Ort des Todes und zugleich ein Ort des Lebens geworden, beschreibt Papst Franziskus bei seinem interreligiösen Treffen in der Gedenkstätte in New York. Dieses Treffen vieler Vertreter der Weltreligionen ist für Franziskus ein machtvolles Zeichen für einen gemeinsamen Wunsch in ihrer Verschiedenheit. „Bei all unseren Unterschieden und Meinungsverschiedenheiten können wir doch in einer Welt des Friedens leben. Indem wir uns jedem Versuch, eine starre Uniformität zu bilden, widersetzen, können und müssen wir auf der Grundlage unserer Verschiedenheit der Sprachen, Kulturen und Religionen Einheit bilden und unsere Stimme gegen alles erheben, was einer solchen Einheit im Wege stehen könnte. Gemeinsam sind wir aufgerufen, zu jedem Versuch, Uniformität aufzuzwingen, „Nein“ zu sagen und hingegen „Ja“ zu sagen zu einer akzeptierten und versöhnten Verschiedenheit.“ (Ground Zero 25.9.15)
Bei dem interreligiösen Treffen am Ground Zero waren Vertreter aller Weltreligionen anwesend – Juden, Muslime, Christen, Hindus und auch Buddhisten. Das der Dialog auch mit den fernöstlichen Religionen für Franziskus von Bedeutung sind, zeigte sich auf Sri Lanka. Dort besuchte er spontan den buddhistischen Tempel Mahabodhi. Dort hätten ihm die Mönche bei einem Rundgang das Gebäude erklärt; der Papst, der dazu gemäß der Sitte seine Schuhe auszog, habe unter anderem eine große Buddha-Statue im Zentrum des Tempels betrachtet, berichtete Lombardi. Die Atmosphäre während des rund 20-minütigen Besuchs bezeichnete Lombardi als „sehr freundlich“.
Friedensgebete der Religionen in Assisi – Flamme der Hoffnung
Auch zum Friedensgebet der Religionen in Assisi waren Buddhisten, Hindus und Muslime zugegen. Dieses Friedensgebet initiierte Johannes Paul II. 1986. Für Franziskus hat sich dort eine Flamme entzündet, die sich über die gesamte Welt ausgebreitet habe und ein Zeichen der Hoffnung darstelle. „Besonders müssen wir Gott danken für den echten Wandel, den die Beziehung zwischen Christen und Juden in diesen 50 Jahren erfahren hat. Gleichgültigkeit und Gegnerschaft haben sich in Zusammenarbeit und Wohlwollen verwandelt. Von Feinden und Fremden sind wir zu Freunden und Brüdern geworden. Das Konzil hat durch die Erklärung Nostra aetate den Weg aufgezeigt: „Ja“ zur Wiederentdeckung der jüdischen Wurzeln des Christentums; „Nein“ zu jeder Form von Antisemitismus, Verurteilung jeder Beleidigung, Diskriminierung und Verfolgung, die daraus hervorgehen.“ (Generalaudienz 28.10.15) Und auch die Gemeinsamkeiten mit dem Islam stellte Papst Franziskus bei dieser Sondergeneralaudienz für den interreligiösen Dialog im Vatikan besonders heraus.
Der Dialog, den die Religionen nun bräuchten, müsse offen und respektvoll sein, damit er fruchtbar werde, führt Franziskus weiter aus. Die gegenseitige Achtung sei die Voraussetzung gleichzeitig das Ziel des interreligiösen Dialogs. „Aufgrund von Gewalt und Terrorismus hat sich eine Haltung des Misstrauens oder sogar der Verurteilung der Religionen verbreitet. Obgleich keine Religionsgemeinschaft vor der Gefahr fundamentalistischer oder extremistischer Verblendung bei Individuen oder Gruppen gefeit ist, muss man auf die positiven Werte blicken, die sie leben und anbieten und die Quelle der Hoffnung sind. Es geht darum, den Blick zu erheben, um voranzukommen. Der auf vertrauensvolle Achtung gegründete Dialog kann Samen des Guten in sich tragen.“
Diese Samen könnten zu Keime der Freundschaft und der Zusammenarbeit werden in verschiedensten Diensten. Im Dienst an den Armen, den alten Menschen oder wie aktuell nötiger denn je in der Aufnahme in der Aufmerksamkeit. Alle Religionen verbinde die Sorge um die Schöpfung und ihrer Bewohner.
(rv 06.01.2016 pdy)