Mahnwache vor dem Abschiebegefängnis

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Karfreitag ging die Intensivwoche für die Freiwillige weiter mit einer Einführung von Margit von Solwodi zum Thema Menschenhandel.

Mittags sind wir zusammen zum Abschiebegefängnis in Berlin-Köpenick gegangen, zu einer Mahnwache vor diesem Haus des Unrechts. Menschen ohne eine Straftat werden wie Verbrecher ihrer Freiheit beraubt.

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Die Länder Europas haben zu keinem solidarischen Tun gefunden und schieben die Flüchtlinge über die Grenzen ab und sehr viele finden dabei den Tod. Wir standen vor den Mauern, haben uns die Situation vor Augen geführt, während die Gefangenen hinter der Mauer auch Gottesdienst feierten.

P1030017  (Foto von B. Allgeier)

Nach einer Begrüßung und Einführung, inmitten welcher Realität wir vor diesem Polizeiverwahrsam wir stehen, haben wir als Impuls für die anschließende Stille folgenden Text von Alfred Delp gelesen, der in einem Berliner Gefängnis einsaß und am 2. Februar 1945 umgebracht wurde: „Die Welt ist Gottes voll. Aus allen Poren quillt er gleichsam uns entgegen. Wir aber sind oft blind. Wir bleiben in den schönen und in den bösen Stunden hängen und erleben sie nicht durch bis zum Brunnenpunkt, an dem sie aus Gott heraus-strömt. Das gilt für alles Schöne und auch für das Elend. in allem will Gott Begegnung feiern und fragt und will die die anbetende, hingebende Antwort. Dann wird das Leben frei in der Freiheit, die wir oft gesucht haben.“

In die Mitte unseres Kreises legten wir das Symbol unseres diesjährigen Karfreitagsgottesdienstes: Ein Kreuz, mit dem Folterinstrument, der Dornenkrone, und den Kelch als Zeichen der Freude, an dem sich das Leiden noch spiegelt. Dann folgten 20 Minuten Stille, in der sich jede/r einen guten Platz mit Blick auf die Haftanstalt suchte.

 

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Zurück im Kreis des gemeinsamen Gebetes waren alle eingeladen, eine Fürbitte oder eine Erfahrung der letzten Minuten einzubringen. Mit einem Vater unser schloss dieser Gebetsabschnitt ab.

P1030020 (Foto von Bernadette Allgeier)

Doch dann folgte, wie immer in den letzten 22 Jahren, in denen wir „Ordensleute gegen Ausgrenzung“ uns regelmäßig dort versammeln, das Lied „We shall overcome“ über die Mauer, zu der wir uns so stellten, dass uns möglichst viele Gefangene sehen konnten. Beim anschließenden Besuch erzählten die Inhaftierten, dass sie uns gesehen haben.

 

 

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P1030023 (Foto von Bernadette Allgeier)

 

Dann wurden die Namen von fünf Gefangenen übergeben, die einen Besuch wünschten.

IMG_0704Auch wenn zu jedem drei aus dem Kreis gehen konnten, reichte es nicht für alle, um die vor uns liegende Mauer zu passieren. Sie steht für die Mauer um Europa an der jedes Jahr Tausende von staatlichen Stellen umgebracht werden (vor allem im Mittelmeer), aber auch für die Mauern zwischen den europäischen Ländern, über die sie Stück für Stück entsorgt werden.

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Abends erzählten die Besucher/innen in den Gruppen vom Besuch.

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(Fotos von Anna S. Augustin)