Der folgende Filmbeitrag erzählt vom Weg eines Mannes, der sich bei seinen Exerzitien von einem Filmteam und von Christian Herwartz begleiten lässt. Trotz dieser ungewöhnlichen Rahmenbedingung sieht er einiges in der Stadt, die ihm so vertraut wirkt, in der es aber bei genauem Hinschauen noch viel zu entdecken gibt. Hinschauen Lernen kann auch ein gutes Fastenvorhaben sein.
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Christian Herwartz selber kommentiert den Filmbeitrag wie folgt: „Am Montag den 20.3.2017 lud sie 16 Menschen ein, die in der Stadt ohne festgelegtes Ziel aufmerksam sein wollten. Im WELT&RAUM begannen wir uns gegenseitig etwas kennen zu lernen und stimmten uns im gegenseitigen Vertrauen auf den Tag ein. Hier wollten wir am Ende des Tages in zwei Gruppen von unseren Erfahrungen erzählen und uns gegenseitig darauf aufmerksam machen, was wir beim anderen zwischen den Zeilen hörten. Als die Gruppe schon einzeln unterwegs war, da kam ein Fernsehteam mit Wolfgang Drießen. Er lies sich auf einen Gang durch die Stadt ein.
Unbeabsichtigt werden die drei Etappen der Straßenexerzitien im Film deutlich:
1. Der Übende geht aus dem geschützten und vertrauten Bereich auf die offene Straße. Im Buch Exodus beginnt das 3. Kapitel, in dem Mose der Liebe Gottes in einem brennenden aber nicht verbrennenden Dornbusch begegnet mit dem Satz, dass der 80jährige Mose über die Steppe also über den Bereich, den er als Hirte kennt, hinaus geht. Ohne sein Vorwissen wird er auf eine Begebenheit aufmerksam, die naturwissenschaftlich unerklärlich ist. Im Film beginnt der Übende mit der Wahrnehmung des Geruchs. Er lässt das gewohnte zielgerichtete Planen. Die Stadt kommt ihm entgegen. Sie zeigt sich ihm.
2. Ein „brennender Dornbusch“ wird sichtbar. Leben, das sich durch widrige Umstände nicht zurück nimmt: Ein aus dem versiegelten Grund heraus wachsender Feigenbaum. Er winkt schon mit den Knospen seiner zukünftigen Früchte. Oft ist er von dem Übenden übersehen worden. Doch jetzt spürt er seinen Wunsch ganz aufmerksam zu sein. Er zieht – ohne Hinweise von außen – seine Schuhe aus und spürt das kalte Pflaster. Nimmt er die Botschaft dieses Baumes mit seinem starken Lebenswillen wahr? Er winkt ihm schon mit den zukünftigen Früchten zu. Oft entdecken wir diese persönliche Ansprache erst im anschließenden Gespräch. Der Übende weist darauf hin, als er von der Tagesgruppe spricht, die bald erwartet wird. Doch er bleibt außerhalb. Gern hätte ich ihm bei diesem Entdecken beigestanden.
3. Die Zeit war abgelaufen und ich konnte ihm nur etwas von dem Impuls für die dritte Etappe erzählen. Lukas erzählt eine Straßenexerzitiengeschichte im letzten Kapitel seines Evangeliums. Die beiden aus dem JüngerInnenkreis sind mit einer Frage unterwegs. Können sie den Frauen mit ihrer Botschaft von der Auferstehung Jesu glauben? Erst am Abend, als der Fremde ihnen das Brot bricht, erkennen sie in ihm den Auferstandenen persönlich. Es braucht etwas Geduld, bis wir ihn erkennen.
Doch der Abspann des Filmes war dran. Das ermutigende Zeichen des Feigenbaumes war da. Wollte dieses Leben, das aus Gott kommt, dem Übenden etwas sagen? Oder die winkenden Fruchtansätze: Auf welche Früchte hofft er in seinem Leben? Oft spüren andere, die uns begleitende und die uns prägende Sehnsucht eher als wir selbst. Sie geben uns ungewollt Hinweise, denen wir nachgehen können. Dann werden wir beim Abspann vielleicht etwas traurig sagen, dass sich Gott gut tarnte, so dass uns seine Botschaft heute verschlossen blieb. Doch er ist ja da und wird sich etwas Neues einfallen lassen, unsere Fragen zu beantworten.“