Zehn Tage aufmerksamer werden ist das Ziel von Geistlichen Übungen (Exerzitien) auf der Straße, die eine Berliner Gruppe Ordensleute gegen Ausgrenzung in einigen Städten anbietet: Mehr Achtsamkeit für das Leben in der jeweiligen Umgebung und in der eigenen Person. Auf einem Spielplatz oder Friedhof, am Treffpunkt von Drogenabhängigen, in einer Suppenküche oder einer Gedenkstätte des Widerstandes durchlaufen die Übenden einen je eigenen überraschenden Prozess. Sie stoßen von ihren Herzen geführt auf Orte und Botschaften – das kann durch eine Werbetafel, ein Klingelschild, einen Gruß oder ein Gespräch geschehen -, die sie aufwühlen, ihnen die Schuhe ausziehen und sie ins Staunen versetzen.
Andrea Stölzl war auf diese Weise 2007 in München unterwegs und hat zum abendlichen Austausch einige Fotos mitgebracht. Diese Herzensbilder helfen wie ein Tagebuch, sich an die eigenen Gefühle und Einsichten aus der Mitte ihrer Person zu erinnern. Die Bildunterschriften benennen diese: Am Rand des Grauens (3. Tag), Wendepunkt (4. Tag), Durch den Geburtskanal (6. Tag), Aufbruch (7. Tag), Mündung ins Sein (9. Tag), Zurück im Alltag (10. Tag).
Die Betrachter der etwa 20 Fotos werden sich an eigene Zeiten voller Ängste, des Wartens und schmerzhaften inneren Suchens, aber auch der plötzlichen Freude, der Leichtigkeit oder des inneren Schwebens erinnern und sie gegenwärtig spüren.
Alle Fotos von www.andrea-stoelzl.de
1. Tag – Schock der Ankunft
+ verzweifelt im Keller der Lukaskirche + muss ich mir das antun? + Angst vor dem Weg +
2. Tag – Wegweisende Begrüßung+ die Füße laufen lassen + unverhoffter Gruß inmitten der Stadt + der rote Faden zeigt sich +3. Tag – An den Rand des Grauens
+ Lebendigkeit auf den Feldern vergangener Untaten ++gibt es Heil im Gedenken? + offener Raum für das Leid +
4. Tag – Wendepunkt+ das Nichts am Ende des Unvorstellbaren + Schweigen + Ausblick in unzerstörbare Weiten +
5. Tag – Gehen ohne zu wissen wohin
Blick nach innen
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