Wie geht es Dir Gott

Wie geht es dir Gott, wenn du deine Werke siehst;
die Menschen, so wunderbar geschaffen nach deinem Ebenbild?
Erfreust du dich darüber?
Und wie geht es dir damit Gott, wenn die Hoffnung von einem
glücklichen Leben gestorben ist, wenn es nur noch ums Überleben geht?
Hast du noch Hoffnung Gott, wenn du all das Elend siehst;
wenn du siehst, dass das Leben nur noch ein Kampf ist,
der Kampf um zu überleben?
Dieser kleine Funke Hoffnung, dass es morgen besser geht, –
vielleicht gerade morgen. Der morgige Tag wird sicher besser.
Und so stehen sie am Kottbusser Tor und hoffen,
dass sie die Kurve packen, – vielleicht schon morgen.
Diese Hoffnung muss doch selbst dich erstaunen, Gott.
Warum leben manche Menschen vom Schicksal scheinbar bevorzugt,
andere hingegen benachteiligt?
Weinst du Gott, wenn du all das Elend siehst?
Oder ärgerst du dich, dass das Elend nicht von dir gewollt ist,
dass wir es sind die im Finstern leben?
Sagst du: selbst Schuld, wenn man sich betrinkt, wenn man klaut,
lügt, gewalttätig ist? Oder leidest du mit, Gott?
Bist du ein leidender Gott?
Trocknest du die Tränen der vielen,
deren Hoffnung nur noch ein glimmender Docht ist?
Du hast doch verheißen, dass du den glimmernden Docht
nicht auslöschen wirst und das geknickte Rohr nicht abbrechen wirst.
Auf deine Verheißungen ist doch Verlass, mein Gott.
Ja, ich glaube ich weiß es, dass du weinst, mein Gott, – dass du auch die Tränen derer weinst, die nicht mehr weinen können.
Beim Fixpunkt, in der Bahnhofsmission, in den Suppenküchen,
in den Notunterkünften, da bist du mitten drin.
Da schickst du einen Funken Gotteslicht, das Licht, das Barbara strahlen lässt.
Gott, ich bin selber traurig über jede Träne die ich nicht geweint habe.
Weine weiter Gott und bleibe bei deinen liebsten Kindern.
Amen