Videobotschaft des Papstes zur Ökumene war improvisiert

In einem Beitrag auf dem Blog von Radio Vatikan enthüllt Bernd Hagenkord einige Hintergründe der Videobotschaft zur Ökumene, die ich gestern veröffentlich hatte. Anscheinend war die ganze Aktion spontan improvisiert und auf dem iPhone des Gastes aufgenommen.

„Und nun hat ein Papst einen evangelikalen Pfarrer zu Gast, den er aus Argentinien kennt, und der erzählt ihm, dass er zu einer evangelikalen Konferenz in Texas fahre. Der Papst fragt, soll ich dir eine Botschaft mitgeben? Und Bischof Palmer, so hieß der Mann, antwortet „Klar, hier ist mein iPhone, ich zeichne das auf.“ Und dann fährt er – der Vatikan weiß von nichts – in die USA und spielt diesen Kurzfilm bei der Konferenz vor. Bei allen anderen Päpsten wäre das undenkbar, aber mit Franziskus geht das: Ein Evangelikaler wirbt mit dem Papst bei Pfingstkirchen für die Ökumene.“

Auf Youtube findet sich diese Videobotschaft, die anscheinend eine Teilnehmerin der Treffens in Phoenix von der Leinwand abgefilmt hat (Englisch und Spanisch).

Franziskus: Bei der Ökumene nicht auf die Theologen warten

Der damalige EKD-Vorsitzende Nikolaus Schneider 2013 im Gespräch mit Papst Franziskus

 

Die Einheit unter den Christen kann nach Überzeugung von Papst Franziskus nicht durch theologische Debatten entstehen. „Wenn wir glauben, dass die Theologen sich einmal einig werden, werden wir die Einheit nach dem Jüngsten Gericht erreichen“, sagte er in einer Videobotschaft zum „Tag der Christlichen Einheit“ in der US-Diözese Phoenix, deren Text der Vatikan am Sonntag veröffentlichte. „Theologen sind hilfreich, aber am hilfreichsten ist der gute Wille von uns allen, die mit offenen Herzen für den Heiligen Geist auf dem Weg sind“, so Franziskus.

Franziskus trifft mit seinen Worten einen Nerv. Ganz ähnlich hatten wir vor einem halben Jahr in der Ausschreibung zu den Straßenexerzitien zur Ökumene der Märtyrer geschrieben:

„Wir wertschätzen, was ökumenische Gespräche und Dialoge über die vergangenen Jahrzehnte geschaffen haben. Dabei ist viel Kluges gesagt und geschrieben worden. Doch theologische Dispute können auch manchmal mehr trennen als einen“.

Franziskus stellt auch das Zeugnis der (heutigen) Märtyrer ins Zentrum seiner Botschaft von der Einheit:

Der Teufel wisse genau, dass die Christen im Glauben an Jesus Christus bereits vereint und Brüder und Schwestern seien. Deshalb überziehe er sie unterschiedslos mit Verfolgung.
„Ihn kümmert es nicht, ob sie Evangelikale oder Orthodoxe, Lutheraner, Katholiken oder Apostolische Christen sind. Dieses Blut vereint sich. Heute sehen wir die Ökumene des Blutes. Daher müssen wir beten, miteinander sprechen, die Distanzen überwinden und uns immer mehr verbrüdern.“

Quelle: Meldung von Radio Vatikan (deutsch)Originaltext der Ansprache (englisch).

Klaus Hofmeister im Gespräch mit Christian Herwartz

Klaus Hofmeister, geb. 1960, Studium der Katholischen Theologie in München und Tübingen, Redakteur für Kirche und Religion im Hessischen Rundfunk, im Gespräch mit Christian Herwartz. Es geht um die Begegnung mit Gott in Straßenexerzitien, das Leben in seiner WG in der Berlin-Kreuzberg, die Mahnwachen vor dem Abschiebegefängnis.

Pater Herwartz, Exerzitien, das sind Besinnungstage, die Menschen einlegen, um ihre Beziehung zu Gott zu intensivieren, um Zeit für das Gebet zu haben oder einfach mal der Seele mehr Raum zu geben. Dazu geht man normalerweise an einen ruhigen Ort und, wie man sagt, nach innen. Sie gehen bei diesen Exerzitien auf die Straße. Wie muss ich mir das konkret vorstellen?

Wir tun im Grunde dasselbe wie die, die zu Exerzitien in ein Kloster gehen. Denn Exerzitien heißt nur „üben“, Wir üben Aufmerksamkeit. Dafür gibt es Hilfsmittel. Die Stille ist eines davon. Aber die Stille ist nicht das Zentrale. In den Exerzitien gilt es auszusteigen aus einem Alltag, in dem ich gewohnt bin, immer gleich zu urteilen. Es geht darum, aus unserem dauernden Urteilen auszusteigen und in die Wahrnehmung zu kommen. Es ist nämlich gar nicht einfach, in dieses Jetzt zu kommen. Die Chance ist, auch in der Stadt, in die Aufmerksamkeit für das das Jetzt zu kommen. Das sind Exerzitien auf der Straße. „Klaus Hofmeister im Gespräch mit Christian Herwartz“ weiterlesen